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Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine e.V.

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Derzeit hat die Fördergemeinschaft mehr als 100 Mitglieder und wir begrüßen gerne jedes neue Mitglied in unserer Gemeinschaft.

Opens internal link in current windowder Vorstand

Opens internal link in current windowArchiv der Neuigkeiten (noch in Bearbeitung)

Über das Werden und die Aktivitäten der "Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg .e.V"

 

Als Karl Maurer in 1940, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, die Ausgrabungen der Burgruine einstellen musste, verfiel die Anlage weiter. Mörtel fiel aus den Fugen der Mauern, der Sandstein bröckelte, Mauerreste stürzten ein, Sträucher und Gras dehnten sich zusehends aus. Auch nach dem verlorenen Krieg zeigten die Bevölkerung und die Gemeinde zunächst wenig Interesse an dem historischen Baudenkmal, waren sie doch mit den eigenen Problemen der Nachkriegszeit beschäftigt. Lediglich einige Interessierte befassten sich mit diesem Bauwerk, das Ausflugsziel für Heimatkundler und Gruppen war. Der Turnverein Angersbach führte in den fünfziger Jahren jährlich sein Turnfest auf dem Wartenberghügel durch. Die 1150-Jahrfeier der Gemeinde Angersbach in 1963 weckte in der Bevölkerung wieder das Interesse für Heimatgeschichte und Brauchtum. In der Festschrift "Vergangenheit und Gegenwart" wurde auch über die Burg Wartenberg und das Geschlecht der Wartenberger berichtet, eine heimatliche Ausstellung zeigte Funde von Ausgrabungen Maurers.

Am historischen Festzug waren Ritter und Festwagen mit dem Modell der Burg Wartenberg beteiligt. Heimat1ich interessierte Bürger und auch Vertreter der Gemeinde Angersbach arbeiteten an dem Erhalt dieses Baudenkmals. Bemühungen bei der Denkmalschutzbehörde finanzielle Unterstützung für Sicherungsarbeiten zu erhalten, scheiterten an der Geldknappheit der damaligen Zeit. Der Zusammenschluss der Dörfer Angersbach und Landenhausen zur Großgemeinde Wartenberg in 1972 führte zu mehreren Beratungen in den Gemeinde-Gremien. Dabei ging es um die Frage, ob und welche Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung der Burgruine durchgeführt werden sollen. Ergebnis dieser Beratungen war ein grundsätzliches Bekenntnis, wenigstens die noch vorhandenen bescheidenen Reste dieses bedeutenden und in hohem Maße schutzwürdigen Kulturdenkmals aus der Stauferzeit zu erhalten. Für die heimatlich interessierten Bürger war dies Ansporn in dem Bemühen zur Rettung der Burgruine weiterzuarbeiten.

Es bildete sich eine Arbeitsgruppe, die unter Federführung von Hermann Walter, Helmut Greb, Alex Nestler, Kurt Stöppler, Emil Walter, Otto Schmidt, Friedrich Schwarz und vielen anderen freiwilligen Helfern Plan- und Kostenunterlagen für die durchzuführenden Sicherungs-Arbeiten erstellten. So waren die Voraussetzungen für die Gründung der Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg geschaffen. Bürgermeister Karl Hans Roth lud die Wartenberger Bürger, interessierte Persönlichkeiten aus Lauterbach und Umgebung sowie die örtlichen Vereine und Verbände zur Gründungsversammlung am Freitag, dem 19. November 1976, in den Saal der Gastwirtschaft "Zum Stern" ein. Mehr als 100 Interessierte waren der Einladung gefolgt und beschlossen, die Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg zu gründen. 110 Teilnehmer bekundeten mit ihrer Unterschrift die Mitgliedschaft und hatten dadurch ihre Bereitschaft zu finanzieller und ideeller Unterstützung sowie zu Arbeitsleistungen kundgetan.

Sprecher dieses formlosen Zusammenschlusses war Emil Walter, dieses Amt übernahm in den Achtziger Jahren Hermann Walter. Arbeiter der ersten Stunde waren Konrad Dickel, Josef Fischer, Georg Möller, Walter Stock und andere. Über die erfolgreiche Arbeit der Fördergemeinschaft berichtet Friedrich Schwarz wie folgt. Als Karl Maurer 1940 die Ausgrabungsarbeiten auf Wartenberg abbrechen musste, glaubte er nur an eine vorübergehende Unterbrechung. Am 14.8.1943 schrieb er in den Heimatblättern für den Kreis Lauterbach: "Lasst nur erst mal den Krieg fertig sein!" 1961 gab er in der Prähistorischen Zeitschrift der Hoffnung Ausdruck, "dass ein günstiges Geschick Mittel und Kraft gibt, die Aufgabe und die Ausgrabungen an diesem Platz zu vollenden." Fast schon resignierend klang es 1965 aus seinem Munde: "Ja, wenn die Wartenbach in Griechenland oder im Orient läge ... !"

Als der 85-jährige 1975 die Augen für immer schloss, konnte er noch nicht ahnen, dass es ein knappes Jahr nach seinem Tode gelingen würde, eine Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg ins Leben zu rufen. 1977 wurde begonnen, die 1938-40 freigelegten und vom totalen Verfall bedrohten Ruinenteile zu sichern und zu restaurieren. Die Fördergemeinschaft genoss dabei in den beiden ersten Jahren umfangreiche Hilfe durch das Arbeitsamt, das durch Bereitstellung von Arbeitskräften (ABM) hervorragend dazu beitrug, dass gleich zu Beginn der Restaurierungen ein wesentliches Stück Arbeit bewältigt werden konnte. 1979 sah sich die Fördergemeinschaft vor die Entscheidung gestellt, entweder die von der Denkmalpflege bereits genehmigten Maßnahmen in der Kernburg (Turm, Backofen, Keller 2 im vorderen Palas, Brunnen und innere Ringmauer) durchzuführen oder diese auszusetzen und mit der Restaurierung des Außentores und der beiderseits anschließenden Teile der äußeren Ringmauer zu beginnen.

Da die Arbeit der Fördergemeinschaft von dem Gedanken bestimmt wird, möglichst alle Burgteile, die Karl Maurer freigelegt und erforscht hatte, der Nachwelt zu erhalten, wurde entschieden, zunächst die Restaurierungsarbeiten an der Kernburg einzustellen und die ungeteilte Arbeitskraft der Außentoranlage zu widmen. Lediglich der Mauerbogen über dem zweiten Kellerabgang im vorderen Palas wurde noch rekonstruiert, so dass die Kernburg, wenn man von der Lücke in der inneren Ringmauer absieht, durchaus als vorläufig gesichert angesehen werden konnte. Wie berechtigt diese Entscheidung war, zeigte schon eine flüchtige Untersuchung der Außentoranlage. Kein Stein saß mehr fest auf dem anderen, und es war vorauszusehen, dass in wenigen Jahren nur noch das geübte Auge des Berufsarchäologen die Bedeutung dieser Geröllhalde würde erkennen können. Mit Hilfe der Fotografien, die Karl Maurer 1938–40 gemacht hatte, konnten alle charakteristischen Steine der Anlage gefunden und beim Wiederaufbau an ihrem alten Platz eingefügt werden.

Leider waren die Steine des schon vor Jahrhunderten eingestürzten Torbogens nicht mehr vorhanden, so dass die Torhalle keinen Abschluss nach oben erhalten wird. Dennoch wird in Zukunft der Besucher, der über den wieder begehbar gemachten Burgweg und die Brücke durch die Torhalle die Burg betritt, gleich einen guten Eindruck von der Größe der Gesamtanlage bekommen. Wenn er sich auch die Kernburg hinaufbegeben hat und die "Wartebach" in Länge und Breite überblickt, wird er ermessen, wie viel Forschungsarbeit für kommende Generationen von Archäologen noch unter Rasen und Heidekraut, Busch und Baum verborgen liegt. Archäologen haben die Meinung geäußert, dass etwa 90 Prozent der Grundfläche der Burgstelle noch zu erforschen sind, vielleicht bringt es das zunehmende Interesse an der eigenen Geschichte mit sich, dass eines hoffentlich nicht mehr allzu fernen Tages mit den neuesten Forschungsmethoden unserer Vergangenheit nachgespürt wird. Burg Wartenberg, die vor 1938 über der Erde gar nicht mehr viel vorzeigen konnte, hat sich längst als eine Schatzkammer besonderer Art erwiesen.

Die große Stauferausstellung 1977 in Stuttgart hat das der interessierten Öffentlichkeit vorgeführt, in dem fünfbändigen Ausstellungskatalog sind die Wartenberger Funde in der Abteilung Bodenfunde aus Dorf, Burg und Stadt als einzige farbig abgebildet. Da die Burg nach der gängigen Auffassung etwa ab 1220 erbaut wurde und ihre Hinterlassenschaft seit ihrer Zerstörung 1265 im Boden ruht, können Objekte von anderen Fundstellen durch Vergleich mit Wartenberger Material recht genau datiert werden. Das ist von größter Bedeutung für die mittelalterliche Archäologie, die mit ihren Methoden und Erkenntnissen unentbehrliche Beiträge für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte liefert. Auch für das Jahr 1983 genehmigte das Arbeitsamt eine Arbeitsbeschaffungsmaßname (ABM). Vier Maurer bzw. Bauhelfer waren in den Sommermonaten unter der Aufsicht des Landesamtes für Denkmalschutz auf Burg Wartenberg tätig. Unter anderem wurden die Grundmauern vorburgischer Bauten sowie der ehemalige Backofen restauriert und die Ringmauer der Kernburg geschlossen.

Den größten Zeit- und Materialaufwand erforderten die abschließenden Arbeiten am Stumpf des Bergfriedes. Mit noch vorhandenem originalem Steinmaterial wurde er auf eine ansehnliche Höhe gebracht und mit einer Aussichtsplattform versehen. Über die Außentreppe kann der Besucher der "Wartenbach" von dort nicht nur den herrlichen Blick in das Lautertal und auf Angersbach genießen, sondern auch einen besseren Eindruck von der Größe der gesamten Burganlage gewinnen. Die Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgmine Wartenberg hat inzwischen die Außentoranlage und einen Abschnitt der äußeren Ringmauer restauriert, allerdings ohne Abschluss nach oben, da die Steinräuber der vergangenen sieben Jahrhunderte sich hier ausgiebig bedient hatten. Neu errichtet wurde von der Fördergemeinschaft der vor Jahren verschwundene Steg über die Lauter, so dass Besucher auch von Norden her den Burghügel besteigen können. Mit diesem Steg wurden zwei Rundwanderwege geschlossen, die, von Wartenberg-Angersbach bzw. Bad Salzschlirf ausgehend, die alte Stauferburg zum Ziel haben.

Nach den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren und sind es die freiwilligen Helfer, die durch ihre Arbeitseinsätze weiter an dem Sichtbarmachen von Burganlage und Mauern arbeiten. Die Fördergemeinschaft war zunächst in den Heimat- und Verkehrsverein als Abteilung integriert. Aber mit der Zeit stellten sich zusätzliche und größere Aufgaben, die eine Verselbständigung mit Vereinscharakter erforderten. So wurde in der Jahreshauptversammlung am 21. April 1989 die Vereinssatzung beschlossen. Ein Vorstand mit Rolf Gerold Neumann als Vorsitzenden wurde gewählt. Seit 6. März 1992 ist Edmund Lorenz Vorsitzender. Nach der Satzung hat es der Verein sich zur Aufgabe gemacht, die im Eigentum der Gemeinde Wartenberg aus dem 13. Jahrhundert stammende und unter Denkmalschutz stehende Burgruine mit deren Bodenfunden im Sinne der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes zur Bereicherung der Gemeinde und der Heimat zu restaurieren und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Diesem Auftrag entsprechend waren und sind die Verantwortlichen bemüht, die Restaurierungsarbeiten in Abstimmung mit dem Denkmalschutz durchzuführen.

So fand bereits am 21. April 1988 ein Ortstermin mit Vertretern des Landesamtes für Denkmalschutz, Außenstelle Marburg, der Gemeinde Wartenberg und der Fördergemeinschaft statt. Dabei wurden Arbeiten im Bereich der Kernburg und der Vorderburg besprochen und deren Durchführung aufgezeigt. Ein weiterer Ortstermin am 31.5.1990 diente der Abnahme der durchgeführten Arbeiten durch die Vertreter des Denkmalschutzes, die dafür Lob und Anerkennung aussprachen. Um Geräte und Werkzeuge ordnungsgemäß unterbringen zu können, wurde in 1992 ein Baucontainer angeschafft, der in 1995 von jungen Zimmerleuten des Lehrbauhofes der Maurerinnung Lauterbach mit einer Gerätehalle aus Holz umgebaut worden ist. Der Lehrbauhof der Maurerinnung hat uns in den Jahren 1993 und 1994 bei den Restaurierungsarbeiten gut unterstützt. So haben die Maurerlehrlinge mit ihren Meistern Werner Wahl und Dieter Jander den Torbogen auf der Kernburg mit den Helfern der Fördergemeinschaft errichtet und die Außenmauer in südöstlicher Richtung aufgemauert.

In 1996 wurde dann mit der Freilegung der Mauerreste eines Teilstückes der Außen-mauer in nordwestlicher Richtung (dorfwärts) begonnen. Ein Ortstermin mit dem Leiter der Außenstelle Marburg des Landesamtes für Denkmalschutz, Prof. Fiedler, Bürgermeister Dickel und Vertretern der Fördergemeinschaft galt der Fortführung der Arbeiten an der Außenmauer, die der Sicherung des Mauerwerkes dienen sollten. Als weitere Punkte wurden die Ausgrabung des Brunnens, der Durchgang zur Hinterburg sowie die Aufstockung des Bergfriedes angesprochen. Man war sich einig, dass diese Vorhaben langfristig in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalschutz geplant werden sollten. Hoffnungen keimten bei den Verantwortlichen der Fördergemeinschaft in 1996 auf, als ein Archäologiestudent sein Interesse bekundete, über die Funde auf der Burg Wartenberg zu promovieren und hierdurch die wissenschaftliche Bedeutung dieses Denkmals erneut hervorgehoben wurde.

Leider zerschlug sich diese Absicht aus privaten Gründen des Doktoranden. So mussten die Verantwortlichen der Fördergemeinschaft mit ihren Helfern die Arbeiten wie Sanierung, Sichtung der Funde aus eigenen Kräften fortführen. Das 20-jährige Bestehen fand am 15. November 1996 in einem festlichen Rahmen, verbunden mit einer Ausstellung von Bildmaterial und Presseberichten, statt. Eine Ortsbesichtigung durch Vertreter des Kreisbauamtes des Vogelsbergkreises am 9. März 1998 führte zu der Auflage, einen Bauantrag über die Fortführung der Außenmauern in östlicher und nordwestlicher Richtung einzureichen. Heinrich König erstellte kostenlos die Planungsunterlagen, die dann auch genehmigt worden sind. Landtagsabgeordneter Siegbert Ortmann hatte sich in diesem Jahr ebenso für die Arbeiten der Fördergemeinschaft interessiert und die Fortführung der Restaurierungsarbeiten befürwortet. Auch der Denkmalbeirat des Vogelsbergkreises befasste sich in einem Ortstermin am 21.9.1998 im Beisein von Prof. Fiedler vom Denkmalschutz und Bürgermeister Dickel und Vertretern der Fördergemeinschaft mit den Arbeiten auf der Burgruine. Dabei machte der Vertreter des Denkmalschutzes zur Auflage, dass aus archäologischer Sicht zu den Außenmauern Bodenschnitte angelegt werden müssen, die Fachfirmen ausführen.

Der Denkmalbeirat stimmte bei der Erfüllung der o.a. Auflagen den Arbeiten auf der Burgmine zu. Im Januar 1999 wurden drei archäologische Fachfirmen zur Abgabe von Angeboten für die Ausführung der Bodenschnitte und deren Dokumentation aufgefordert. Die Kosten der wenigst nehmenden Firma beliefen sich auf DM 15.000,--, die mit DM 7.500,-- vom Landesamt für Denkmalschutz, DM 3.000,-- von der Gemeinde Wartenberg und DM 4.500,-- von der Fördergemeinschaft getragen worden sind. Mit den Arbeiten wurde im Sommer begonnen und im Herbst des gleichen Jahres waren sie abgeschlossen. Der Grabungsbericht war am 9. Mai 2000 Thema einer Ortsbesichtigung mit dem Landesamt für Denkmalschutz, wobei auch die weiteren Arbeiten besprochen worden sind. Ein erfreuliches Ergebnis brachte die Besprechung mit Dipl. Ingenieur Baumann vom Denkmalschutz Marburg und Frau Baurätin Kelm vom Kreisbauamt des Vogelsbergkreises am 14. Mai 2001, in der die Arbeiten von den Außenmauern positiv beurteilt worden sind und der Aufstockung des Turmes um ca. 4 Meter die Zustimmung gefunden hat.

Ein Zeichen, dass die Arbeiten auf der Burgruine noch nicht abgeschlossen sind. Ohne die vielen freiwilligen Helfer und die Spender wäre der heutige Zustand dieses Baudenkmals nicht möglich gewesen. Ihnen gilt Dank und Anerkennung für ihre Arbeit und Pflege der Anlage. Dankbar sind wir den ehrenamtlichen Helfern Heinrich Döll, Eduard Goppel, Christian Habl, Erich Kimpel, Fritz Lachnitt, Edmund Lorenz, Peter Schweiger, Erhard Siegl, Helmut Stein, Jürgen Sternstein, Walter Stock und Bernd Vogel, die in den letzten Jahren regelmäßig dienstags diese Arbeiten mit Ausdauer durchgeführt haben. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass auch künftig weiterhin ehrenamtliche Helfer sich in den Dienst dieser guten Sache stellen werden.

Als Karl Maurer in 1940, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, die Ausgrabungen der Burgruine einstellen musste, verfiel die Anlage weiter. Mörtel fiel aus den Fugen der Mauern, der Sandstein bröckelte, Mauerreste stürzten ein, Sträucher und Gras dehnten sich zusehends aus. Auch nach dem verlorenen Krieg zeigten die Bevölkerung und die Gemeinde zunächst wenig Interesse an dem historischen Baudenkmal, waren sie doch mit den eigenen Problemen der Nachkriegszeit beschäftigt. Lediglich einige Interessierte befassten sich mit diesem Bauwerk, das Ausflugsziel für Heimatkundler und Gruppen war. Der Turnverein Angersbach führte in den fünfziger Jahren jährlich sein Turnfest auf dem Wartenberghügel durch. Die 1150-Jahrfeier der Gemeinde Angersbach in 1963 weckte in der Bevölkerung wieder das Interesse für Heimatgeschichte und Brauchtum. In der Festschrift "Vergangenheit und Gegenwart" wurde auch über die Burg Wartenberg und das Geschlecht der Wartenberger berichtet, eine heimatliche Ausstellung zeigte Funde von Ausgrabungen Maurers.

Am historischen Festzug waren Ritter und Festwagen mit dem Modell der Burg Wartenberg beteiligt. Heimat1ich interessierte Bürger und auch Vertreter der Gemeinde Angersbach arbeiteten an dem Erhalt dieses Baudenkmals. Bemühungen bei der Denkmalschutzbehörde finanzielle Unterstützung für Sicherungsarbeiten zu erhalten, scheiterten an der Geldknappheit der damaligen Zeit. Der Zusammenschluss der Dörfer Angersbach und Landenhausen zur Großgemeinde Wartenberg in 1972 führte zu mehreren Beratungen in den Gemeinde-Gremien. Dabei ging es um die Frage, ob und welche Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung der Burgruine durchgeführt werden sollen. Ergebnis dieser Beratungen war ein grundsätzliches Bekenntnis, wenigstens die noch vorhandenen bescheidenen Reste dieses bedeutenden und in hohem Maße schutzwürdigen Kulturdenkmals aus der Stauferzeit zu erhalten. Für die heimatlich interessierten Bürger war dies Ansporn in dem Bemühen zur Rettung der Burgruine weiterzuarbeiten.



Es bildete sich eine Arbeitsgruppe, die unter Federführung von Hermann Walter, Helmut Greb, Alex Nestler, Kurt Stöppler, Emil Walter, Otto Schmidt, Friedrich Schwarz und vielen anderen freiwilligen Helfern Plan- und Kostenunterlagen für die durchzuführenden Sicherungs-Arbeiten erstellten. So waren die Voraussetzungen für die Gründung der Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg geschaffen. Bürgermeister Karl Hans Roth lud die Wartenberger Bürger, interessierte Persönlichkeiten aus Lauterbach und Umgebung sowie die örtlichen Vereine und Verbände zur Gründungsversammlung am Freitag, dem 19. November 1976, in den Saal der Gastwirtschaft "Zum Stern" ein. Mehr als 100 Interessierte waren der Einladung gefolgt und beschlossen, die Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg zu gründen. 110 Teilnehmer bekundeten mit ihrer Unterschrift die Mitgliedschaft und hatten dadurch ihre Bereitschaft zu finanzieller und ideeller Unterstützung sowie zu Arbeitsleistungen kundgetan.

Sprecher dieses formlosen Zusammenschlusses war Emil Walter, dieses Amt übernahm in den Achtziger Jahren Hermann Walter. Arbeiter der ersten Stunde waren Konrad Dickel, Josef Fischer, Georg Möller, Walter Stock und andere. Über die erfolgreiche Arbeit der Fördergemeinschaft berichtet Friedrich Schwarz wie folgt. Als Karl Maurer 1940 die Ausgrabungsarbeiten auf Wartenberg abbrechen musste, glaubte er nur an eine vorübergehende Unterbrechung. Am 14.8.1943 schrieb er in den Heimatblättern für den Kreis Lauterbach: "Lasst nur erst mal den Krieg fertig sein!" 1961 gab er in der Prähistorischen Zeitschrift der Hoffnung Ausdruck, "dass ein günstiges Geschick Mittel und Kraft gibt, die Aufgabe und die Ausgrabungen an diesem Platz zu vollenden." Fast schon resignierend klang es 1965 aus seinem Munde: "Ja, wenn die Wartenbach in Griechenland oder im Orient läge ... !"

Als der 85jährige 1975 die Augen für immer schloss, konnte er noch nicht ahnen, dass es ein knappes Jahr nach seinem Tode gelingen würde, eine Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgruine Wartenberg ins Leben zu rufen. 1977 wurde begonnen, die 1938-40 freigelegten und vom totalen Verfall bedrohten Ruinenteile zu sichern und zu restaurieren. Die Fördergemeinschaft genoss dabei in den beiden ersten Jahren umfangreiche Hilfe durch das Arbeitsamt, das durch Bereitstellung von Arbeitskräften (ABM) hervorragend dazu beitrug, dass gleich zu Beginn der Restaurierungen ein wesentliches Stück Arbeit bewältigt werden konnte. 1979 sah sich die Fördergemeinschaft vor die Entscheidung gestellt, entweder die von der Denkmalpflege bereits genehmigten Maßnahmen in der Kernburg (Turm, Backofen, Keller 2 im vorderen Palas, Brunnen und innere Ringmauer) durchzuführen oder diese auszusetzen und mit der Restaurierung des Außentores und der beiderseits anschließenden Teile der äußeren Ringmauer zu beginnen.

Da die Arbeit der Fördergemeinschaft von dem Gedanken bestimmt wird, möglichst alle Burgteile, die Karl Maurer freigelegt und erforscht hatte, der Nachwelt zu erhalten, wurde entschieden, zunächst die Restaurierungsarbeiten an der Kernburg einzustellen und die ungeteilte Arbeitskraft der Außentoranlage zu widmen. Lediglich der Mauerbogen über dem zweiten Kellerabgang im vorderen Palas wurde noch rekonstruiert, so dass die Kernburg, wenn man von der Lücke in der inneren Ringmauer absieht, durchaus als vorläufig gesichert angesehen werden konnte. Wie berechtigt diese Entscheidung war, zeigte schon eine flüchtige Untersuchung der Außentoranlage. Kein Stein saß mehr fest auf dem anderen, und es war vorauszusehen, dass in wenigen Jahren nur noch das geübte Auge des Berufsarchäologen die Bedeutung dieser Geröllhalde würde erkennen können. Mit Hilfe der Fotografien, die Karl Maurer 1938–40 gemacht hatte, konnten alle charakteristischen Steine der Anlage gefunden und beim Wiederaufbau an ihrem alten Platz eingefügt werden.

Leider waren die Steine des schon vor Jahrhunderten eingestürzten Torbogens nicht mehr vorhanden, so dass die Torhalle keinen Abschluss nach oben erhalten wird. Dennoch wird in Zukunft der Besucher, der über den wieder begehbar gemachten Burgweg und die Brücke durch die Torhalle die Burg betritt, gleich einen guten Eindruck von der Größe der Gesamtanlage bekommen. Wenn er sich auch die Kernburg hinaufbegeben hat und die "Wartebach" in Länge und Breite überblickt, wird er ermessen, wie viel Forschungsarbeit für kommende Generationen von Archäologen noch unter Rasen und Heidekraut, Busch und Baum verborgen liegt. Archäologen haben die Meinung geäußert, dass etwa 90 Prozent der Grundfläche der Burgstelle noch zu erforschen sind, vielleicht bringt es das zunehmende Interesse an der eigenen Geschichte mit sich, dass eines hoffentlich nicht mehr allzu fernen Tages mit den neuesten Forschungsmethoden unserer Vergangenheit nachgespürt wird. Burg Wartenberg, die vor 1938 über der Erde gar nicht mehr viel vorzeigen konnte, hat sich längst als eine Schatzkammer besonderer Art erwiesen.

Die große Stauferausstellung 1977 in Stuttgart hat das der interessierten Öffentlichkeit vorgeführt, in dem fünfbändigen Ausstellungskatalog sind die Wartenberger Funde in der Abteilung Bodenfunde aus Dorf, Burg und Stadt als einzige farbig abgebildet. Da die Burg nach der gängigen Auffassung etwa ab 1220 erbaut wurde und ihre Hinterlassenschaft seit ihrer Zerstörung 1265 im Boden ruht, können Objekte von anderen Fundstellen durch Vergleich mit Wartenberger Material recht genau datiert werden. Das ist von größter Bedeutung für die mittelalterliche Archäologie, die mit ihren Methoden und Erkenntnissen unentbehrliche Beiträge für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte liefert. Auch für das Jahr 1983 genehmigte das Arbeitsamt eine Arbeitsbeschaffungsmaßname (ABM). Vier Maurer bzw. Bauhelfer waren in den Sommermonaten unter der Aufsicht des Landesamtes für Denkmalschutz auf Burg Wartenberg tätig. Unter anderem wurden die Grundmauern vorburgischer Bauten sowie der ehemalige Backofen restauriert und die Ringmauer der Kernburg geschlossen.

Den größten Zeit- und Materialaufwand erforderten die abschließenden Arbeiten am Stumpf des Bergfriedes. Mit noch vorhandenem originalem Steinmaterial wurde er auf eine ansehnliche Höhe gebracht und mit einer Aussichtsplattform versehen. Über die Außentreppe kann der Besucher der "Wartenbach" von dort nicht nur den herrlichen Blick in das Lautertal und auf Angersbach genießen, sondern auch einen besseren Eindruck von der Größe der gesamten Burganlage gewinnen. Die Fördergemeinschaft zur Rettung der Burgmine Wartenberg hat inzwischen die Außentoranlage und einen Abschnitt der äußeren Ringmauer restauriert, allerdings ohne Abschluss nach oben, da die Steinräuber der vergangenen sieben Jahrhunderte sich hier ausgiebig bedient hatten. Neu errichtet wurde von der Fördergemeinschaft der vor Jahren verschwundene Steg über die Lauter, so dass Besucher auch von Norden her den Burghügel besteigen können. Mit diesem Steg wurden zwei Rundwanderwege geschlossen, die, von Wartenberg-Angersbach bzw. Bad Salzschlirf ausgehend, die alte Stauferburg zum Ziel haben.

Nach den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren und sind es die freiwilligen Helfer, die durch ihre Arbeitseinsätze weiter an dem Sichtbarmachen von Burganlage und Mauern arbeiten. Die Fördergemeinschaft war zunächst in den Heimat- und Verkehrsverein als Abteilung integriert. Aber mit der Zeit stellten sich zusätzliche und größere Aufgaben, die eine Verselbständigung mit Vereinscharakter erforderten. So wurde in der Jahreshauptversammlung am 21. April 1989 die Vereinssatzung beschlossen. Ein Vorstand mit Rolf Gerold Neumann als Vorsitzenden wurde gewählt. Seit 6. März 1992 ist Edmund Lorenz Vorsitzender. Nach der Satzung hat es der Verein sich zur Aufgabe gemacht, die im Eigentum der Gemeinde Wartenberg aus dem 13. Jahrhundert stammende und unter Denkmalschutz stehende Burgruine mit deren Bodenfunden im Sinne der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes zur Bereicherung der Gemeinde und der Heimat zu restaurieren und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Diesem Auftrag entsprechend waren und sind die Verantwortlichen bemüht, die Restaurierungsarbeiten in Abstimmung mit dem Denkmalschutz durchzuführen.

So fand bereits am 21. April 1988 ein Ortstermin mit Vertretern des Landesamtes für Denkmalschutz, Außenstelle Marburg, der Gemeinde Wartenberg und der Fördergemeinschaft statt. Dabei wurden Arbeiten im Bereich der Kernburg und der Vorderburg besprochen und deren Durchführung aufgezeigt. Ein weiterer Ortstermin am 31.5.1990 diente der Abnahme der durchgeführten Arbeiten durch die Vertreter des Denkmalschutzes, die dafür Lob und Anerkennung aussprachen. Um Geräte und Werkzeuge ordnungsgemäß unterbringen zu können, wurde in 1992 ein Baucontainer angeschafft, der in 1995 von jungen Zimmerleuten des Lehrbauhofes der Maurerinnung Lauterbach mit einer Gerätehalle aus Holz umgebaut worden ist. Der Lehrbauhof der Maurerinnung hat uns in den Jahren 1993 und 1994 bei den Restaurierungsarbeiten gut unterstützt. So haben die Maurerlehrlinge mit ihren Meistern Werner Wahl und Dieter Jander den Torbogen auf der Kernburg mit den Helfern der Fördergemeinschaft errichtet und die Außenmauer in südöstlicher Richtung aufgemauert.

In 1996 wurde dann mit der Freilegung der Mauerreste eines Teilstückes der Außen-mauer in nordwestlicher Richtung (dorfwärts) begonnen. Ein Ortstermin mit dem Leiter der Außenstelle Marburg des Landesamtes für Denkmalschutz, Prof. Fiedler, Bürgermeister Dickel und Vertretern der Fördergemeinschaft galt der Fortführung der Arbeiten an der Außenmauer, die der Sicherung des Mauerwerkes dienen sollten. Als weitere Punkte wurden die Ausgrabung des Brunnens, der Durchgang zur Hinterburg sowie die Aufstockung des Bergfriedes angesprochen. Man war sich einig, dass diese Vorhaben langfristig in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalschutz geplant werden sollten. Hoffnungen keimten bei den Verantwortlichen der Fördergemeinschaft in 1996 auf, als ein Archäologiestudent sein Interesse bekundete, über die Funde auf der Burg Wartenberg zu promovieren und hierdurch die wissenschaftliche Bedeutung dieses Denkmals erneut hervorgehoben wurde.

Leider zerschlug sich diese Absicht aus privaten Gründen des Doktoranden. So mussten die Verantwortlichen der Fördergemeinschaft mit ihren Helfern die Arbeiten wie Sanierung, Sichtung der Funde aus eigenen Kräften fortführen. Das 20-jährige Bestehen fand am 15. November 1996 in einem festlichen Rahmen, verbunden mit einer Ausstellung von Bildmaterial und Presseberichten, statt. Eine Ortsbesichtigung durch Vertreter des Kreisbauamtes des Vogelsbergkreises am 9. März 1998 führte zu der Auflage, einen Bauantrag über die Fortführung der Außenmauern in östlicher und nordwestlicher Richtung einzureichen. Heinrich König erstellte kostenlos die Planungsunterlagen, die dann auch genehmigt worden sind. Landtagsabgeordneter Siegbert Ortmann hatte sich in diesem Jahr ebenso für die Arbeiten der Fördergemeinschaft interessiert und die Fortführung der Restaurierungsarbeiten befürwortet. Auch der Denkmalbeirat des Vogelsbergkreises befasste sich in einem Ortstermin am 21.9.1998 im Beisein von Prof. Fiedler vom Denkmalschutz und Bürgermeister Dickel und Vertretern der Fördergemeinschaft mit den Arbeiten auf der Burgruine. Dabei machte der Vertreter des Denkmalschutzes zur Auflage, dass aus archäologischer Sicht zu den Außenmauern Bodenschnitte angelegt werden müssen, die Fachfirmen ausführen.

Der Denkmalbeirat stimmte bei der Erfüllung der o.a. Auflagen den Arbeiten auf der Burgmine zu. Im Januar 1999 wurden drei archäologische Fachfirmen zur Abgabe von Angeboten für die Ausführung der Bodenschnitte und deren Dokumentation aufgefordert. Die Kosten der wenigst nehmenden Firma beliefen sich auf DM 15.000,--, die mit DM 7.500,-- vom Landesamt für Denkmalschutz, DM 3.000,-- von der Gemeinde Wartenberg und DM 4.500,-- von der Fördergemeinschaft getragen worden sind. Mit den Arbeiten wurde im Sommer begonnen und im Herbst des gleichen Jahres waren sie abgeschlossen. Der Grabungsbericht war am 9. Mai 2000 Thema einer Ortsbesichtigung mit dem Landesamt für Denkmalschutz, wobei auch die weiteren Arbeiten besprochen worden sind. Ein erfreuliches Ergebnis brachte die Besprechung mit Dipl. Ingenieur Baumann vom Denkmalschutz Marburg und Frau Baurätin Kelm vom Kreisbauamt des Vogelsbergkreises am 14. Mai 2001, in der die Arbeiten von den Außenmauern positiv beurteilt worden sind und der Aufstockung des Turmes um ca. 4 Meter die Zustimmung gefunden hat.

Ein Zeichen, dass die Arbeiten auf der Burgruine noch nicht abgeschlossen sind. Ohne die vielen freiwilligen Helfer und die Spender wäre der heutige Zustand dieses Baudenkmals nicht möglich gewesen. Ihnen gilt Dank und Anerkennung für ihre Arbeit und Pflege der Anlage. Dankbar sind wir den ehrenamtlichen Helfern Heinrich Döll, Eduard Goppel, Christian Habl, Erich Kimpel, Fritz Lachnitt, Edmund Lorenz, Peter Schweiger, Erhard Siegl, Helmut Stein, Jürgen Sternstein, Walter Stock und Bernd Vogel, die in den letzten Jahren regelmäßig dienstags diese Arbeiten mit Ausdauer durchgeführt haben. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass auch künftig weiterhin ehrenamtliche Helfer sich in den Dienst dieser guten Sache stellen werden.